Aktuelle Projekte und Kooperationenmit Menschen vor Ort
Für das Thema Alltag ist jede*r Expert*in. Deswegen wird in verschiedenen Projekten des Museums das Alltagswissen und die Expertise breiter Teile der Bevölkerung wichtig.
In Kooperation mit diversen Communities vor Ort, Schulen oder Pflegeeinrichtungen soll die Vielfalt des Alltags von heute dokumentiert und gezeigt werden.
Museum vor Ort – Erinnerungsprojekt: Menschen mit Demenz
Das Museum der Alltagskultur öffnet sich mit einem Erinnerungsprojekt für die Stadtgesellschaft in Waldenbuch. Gemeinsam mit dem örtlichen Pflegezentrum Haus an der Aich werden Impulse für eine nachhaltige lokale Partnerschaft gegeben. Das Projekt wird im Rahmen der Förderlinie „Weiterkommen“ durch das Zentrum für kulturelle Teilhabe ermöglicht. Im Mittelpunkt stehen regelmäßige Besuche und Workshops im Pflegezentrum und im Museum. Dabei entwickeln sich wertschätzende, stärkende und respektvolle Gespräche und Beziehungen. Sie sind das Herzstück dieser Zusammenarbeit und entstehen entlang der Objekte und Themen der musealen Sammlung und Ausstellungen in Waldenbuch. Wie z.B. die Themen Schloss Waldenbuch, Kaffeekultur, Hygiene und Körperpflege sowie Haushalt, Kochen und Freizeit.
„An so viel habe ich mich schon lange nicht mehr erinnert.“ Bewohnerin Pflegezentrum „Haus an der Aich“, 2024
Für das Erinnerungsprojekt baut das Museum der Alltagskultur zudem eine mobile pädagogische Sammlung auf. Das Besondere: Die Objekte sind mit allen Sinnen erfahrbar – vom Kaffeeduft über das detaillierte Haushaltsbuch bis zur Haptik des verzierten Wanderstocks und des lieb gewonnenen Spielzeugs.
KulturWissen vernetzt – Urbanität & Ruralität
Exemplarisch werden im Themenfeld „Ruralität – Urbanität“ museale Sammlungen mit neuen Methoden und aktuellen Fragestellungen bearbeitet. So verankern sich Museumsforschung, Objekt- und Sammlungswissen nachhaltig in der universitären Lehre.
Auch gegenwärtige Diskurse und Debatten, z.B. zur Wohnungsfrage, zu nachhaltiger Mobilität oder zu politischen Polarisierungen, spielen eine wichtige Rolle. „KulturWissen vernetzt“ verknüpft die historischen Bestände mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen und sorgt für einen Austausch mit den Bürger*innen. Dafür entwickelt der Verbund innovative Formen für den Wissenstransfer zwischen Institutionen und der Öffentlichkeit.
Neckarwestheim
Die Kooperation zwischen dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen und dem Museum der Alltagskultur untersucht die Veränderungen, die die Kleinstadt Neckarwestheim durch die Abschaltung des Atomkraftwerks erlebt.
Neckarwestheim ist Standort eines der drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland. Es wurde im April 2023 abgeschaltet. Bisher lebten die Menschen vor Ort mit und von dem Kraftwerk. Die Diskussionen um Atomkraft aber auch Energiesicherheit sind hier wie unter einem Brennglas fokussiert. Das Projekt setzt sich mit dem persönlichen Umgang der Menschen vor Ort auseinander. Nach den Forschungen eines Studienprojekts der Universität Tübingen wird das Museum der Alltagskultur und die Landesstelle für Volkskunde weitere Studien vor Ort betreiben und in einem partizipativen Projekt mit den Einwohner*innen ein Pop-Up-Museum erarbeiten, das im Frühling 2025 seine Türen vor Ort öffnen wird.
Promotionsvolontariat
Das erste Promotionsvolontariat, das an eine zweijährige Ausbildung im Museum anschließt, startete im November 2022. Aus der Arbeitserfahrung am Museum der Alltagskultur heraus wird in zwei weiteren Jahren an der Universität ein Promotionsthema entwickelt und das gewonnene Wissen an Studierende vermittelt.
Exemplarisches Forschungsfeld sind Ruralisierungs- und Urbanisierungsprozesse, die sich in den Sammlungen niedergeschlagen haben, aber noch heute hochaktuell sind.
Eine Kooperation des Landesmuseums Württemberg (Museum der Alltagskultur) mit dem Badischen Landesmuseum, den Landesstellen für Alltagskultur in Stuttgart und in Staufen (Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums), dem Zentrum für populäre Kultur und Musik (Freiburg), dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie (Universität Freiburg) und dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft (Universität Tübingen)
Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Thiemeyer (Universität Tübingen), Prof. Dr. Markus Tauschek (Universität Freiburg)
Wissenschaftliche Koordination: Dr. Karin Bürkert (Universtität Tübingen), Dr. Matthias Möller (Universität Freiburg)
Projektbetreuer*in beim Landesmuseum Württemberg: Dr. Markus Speidel, Prof. Dr. Sabine Zinn-Thomas
Laufzeit: Juli 2021- Juni 2027
Mit freundlicher Unterstützung der VolkswagenStiftung in der Förderlinie „Weltwissen – strukturelle Förderung für kleine Fächer“
Neues Sammeln – Die Sammlungswerkstatt
Im Museum der Alltagskultur werden Geschichten und Dinge gesammelt. Die Sammlung ist aber nicht perfekt. Sie ist unvollständig und weist viele Lücken auf. Manche Dinge wurden ohne dazugehörige Geschichte in die Sammlung aufgenommen, die Geschichten anderer sind zum Teil nicht korrekt, unvollständig notiert oder wurden bisher gar nicht gesammelt. Die Sammlungswerkstatt soll dies ändern! Hier werden Objekte aus dem Museum gezeigt, neue Fragen dazu gestellt und – wir sammeln mit Ihrer Hilfe, was noch nicht gesammelt wurde.
Thema 2023/24: Familie und Migration
Die erste Sammlungswerkstatt widmet sich aktuell dem Thema Familie und Migration. Ob Flucht, Arbeitsmigration oder Familiennachzug – fast jede Familie kann dazu Geschichten erzählen. Alltagsgegenstände, Bilder oder Tagebücher halten die Erinnerungen an das Leben an einem anderen Ort oder an die Migration wach. Vier Community Kurator*innen setzten sich auf Einladung des Museums 2023 in einem Zeitraum von mehreren Monaten mit den Themen der Sammlungswerkstatt und ausgewählten Objekten auseinander. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden im Raum sichtbar gemacht.
Machen Sie mit! Welche Migrationsgeschichte bewegt Ihre Familie? Welche Gegenstände erzählen von Ihrer Familienmigrationsgeschichte? Erzählen Sie uns davon: sammlungswerkstatt@landesmuseum-stuttgart.de
Förderer: